Die Geschichte des Turn- und Sportvereins Laiz
In Laiz waren es zwei Männer, die von der turnerischen Idee beseelt, im Jahre 1919 die Jugend um sich scharten und den Turnverein Laiz gründeten. Es war dies der Fabrikant Karl Eisele - in seiner Jugend selbst ein begeisterter Turner und bis zu seinem Tode im Jahre 1962 ein eifriger Förderer des Vereins - sowie Johann Stroppel, der im Jahre 1923 nach Amerika auswanderte. Beide waren vorher schon jahrelang Mitglieder des Turnvereins der naheliegenden Stadt Sigmaringen gewesen.
Eine wesentliche Bereicherung erfuhr der Verein durch den Zuzug von Ignaz Lieb aus Hettingen im Jahre 1923. Seine turnerischen Fähigkeiten, besonders an den Geräten, sowie seine rasche Anpassung an die neue Umgebung befähigten ihn, dem Verein einen ernormen Auftrieb zu geben. Bald übernahm er das Amt des Turnwarts, im Oktober 1923 wurde ihm die Leitung des Vereins übertragen.
Der Turnbetrieb war in der Folgezeit recht rege und viele neue Mitglieder ließen den Verein rasch anwachsen. Die Mühe und Arbeit wurde auf verschiedenen Turnfesten immer wieder durch Siegerkränze und gute Platzierungen belohnt. Zur Geschichte des Jahres 1923 gehört aber auch die Gründung der ersten Fußballabteilung des Vereins, die unter dem Namen
FC Laiz bis 1935 bestand. Abteilungsleiter war Josef Haag. Dass schon in den 20er Jahren in der nur 700 Einwohner zählenden Gemeinde die Sportbegeisterung groß war, zeigt die Gründung einer zweiten Fußballmannschaft im Jahre 1927, der DJK, unter der Leitung von R. Ramsperger, Zacharias Maier und Karl Rebholz. Im Jahre 1930 erfolgte ein Wechsel in der Vereinsleitung des TSV. Dem damaligen Bürgermeister von Laiz, Anton Göggel, oblag es, in den folgenden Jahren bis Kriegsbeginn 1939, den Verein zu führen. Nach großen Höhepunkten während seiner Amtszeit beim Gauturnfest 1931 in Steinhilben, Schauturnen 1932 in Laiz, Landesturnfest 1933 in Schwenningen a.N. und als Krönung das deutsche Turnfest 1933 in Stuttgart, verlor der Verein nach und nach infolge Bildung politischer Formationen an Bedeutung. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges erstarb jegliche Vereinstätigkeit. Viele Vereinsmitglieder wurden einberufen, 38 Sportler kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück. Nach dem Krieg wurde von den Besatzungsmächten jegliche Vereinstätigkeit untersagt. Erst im Jahre 1946 wurde das Fußballspiel wieder zugelassen. Der Sportbetrieb wurde durch eine Fußballmannschaft - dem SV Laiz - zu neuem Leben erweckt. Erster Vorsitzender wurde Robert Boos, zweiter Engelbert Stroppel und Kassier Bernhard Stehle. Im August 1947 übernahm Karl Rebholz die Vereinsleitung. Zum zweiten Mal musste aus dem Nichts begonnen werden. Mit Butter, Speck, Kartoffeln und sonstigen Naturalien wurden Bälle und Sportbekleidung eingehandelt. Karl Rebholz leistete mit großem Idealismus enorme Aufbauarbeit und hat sich damit für den Verein besondere Verdienste erworben. Langsam, aber stetig wuchs der Verein wieder und im Jahre 1950 konnte die Gründung einer Turnabteilung erfolgen. Trotz primitiver Voraussetzungen - geturnt wurde in einer alten Feldscheune, Geräte waren so gut wie nicht vorhanden - begeisterten sich immer mehr Jugendliche für den Sport.
Zum 66. Gauturnfest 1957 in Kaiseringen konnte der Verein 20 Aktive zur Teilnahme melden. Im Jahre 1959 erfüllte sich für den Verein zum Eintritt ins Schwabenalter ein Traum: Von der Gemeinde wurde die mit modernen Geräten ausgestattete Turn- und Festhalle zur Verfügung gestellt. Die Einweihung der Halle am 27. September 1959 mit turnerischen Vorführungen von Vereinsaktiven, der Gau- und Landesriegen, bot Höhepunkte, denen in den folgenden Jahren noch weitere folgen sollten. Die Mitgliederzahl ging sprunghaft in die Höhe. Mit dem Volksschulneubau im Jahre 1960 und gleichzeitiger Erstellung einer Gymnastikhalle sowie eines Lehrschwimmbeckens standen weitere Übungsstätten zur Verfügung. Ebenfalls im Jahre 1960 erfolgte die Umbenennung des Vereins von SV in TSV Laiz.
Als weiterer markanter Punkt in der Geschichte des Vereins zählt die Einweihung des Sportplatzes an der Inzigkofer Straße im Jahre 1961. Aus der ehemaligen Gemeindekiesgrube wurde in eigener Regie, unter Mithilfe ortsansässiger Firmen und der Bundeswehr, ein Platz geschaffen, der für Spieler und Zuschauer als ideal bezeichnet werden kann.
Einen absoluten Höhepunkt in der damaligen Vereinstätigkeit bildete die Durchführung des 74. Gauturnfestes am 3. und 4. Juli 1965. Bei idealem Wettkampfwetter beteiligten sich nahezu 500 Turnerinnen und Turner. Die Wettkämpfer des TSV Laiz demonstrierten ihre enorme Leistungssteigerung seit dem Jahre 1959 mit acht ersten, sechs zweiten und vier dritten Plätzen. Schon ein Jahr später rüstete sich der Verein erneut zu einer festlichen Veranstaltung.
Nachdem eine würdige Vereinsfahne fehlte, wurde unter dem Vorsitz des seinerzeit amtierenden Vorstands Karl Rebholz bei der Generalversammlung 1966 beschlossen, ein solches Repräsentationsobjekt zu beschaffen. Sie wurde nach dem Entwurf von Malermeister Hans Henselmann (Grund in den Vereinsfarben grün-weiß, rechte Seite mit Turnerkreuz und Gründungs-jahr, linke Seite das Wahrzeichen von Laiz, Kirche mit alter Donaubrücke und Mühle) in der Fahnenfabrik Burger, Munderkingen, gefertigt. Vom 4. bis 6. Juni wurde in würdigem Rahmen und sportlichen Veranstaltungen die Fahnenweihe vollzogen.
Seit seiner Wahl im Jahre 1967 hat Hans-Peter Maier bis heute das Amt des ersten Vorsitzenden inne. Seine Stellvertreter waren seither Olga Eisele, Paul Ritter, Bruno Maier und seit 1993 ist es Michael Klante. Eine der ersten großen Aufgaben für Hans-Peter Maier war die Ausrichtung des 50jährigen Vereinsjubiläums vom 14. bis 16. Juni 1969. Dieses vorbildlich und mit viel Mühe vorbereitete Fest litt trotz eines umfangreichen und ansprechenden Programms zur Enttäuschung der Aktiven unter schlechten Besucherzahlen.
Im gleichen Jahr trat die Fußballabteilung aus organisatorischen Gründen aus dem TSV aus und gründete einen eigenen Verein - den FC Laiz.
Auf das veränderte Freizeitverhalten der Bevölkerung reagierte auch der TSV Laiz ab Anfang der siebziger Jahre mit einer Erweiterung seines Angebotes. Standen bisher neben Turnen und Leichtathletik noch Tischtennis und Badminton auf dem Programm, so kamen jetzt Sportarten wie Ski, Volksmarsch, Breitensport, Kanu, Schwimmen, Triathlon, Jazzgymnastik und Rock'n' Roll hinzu. Die wichtigsten Abteilungen werden auf den nachfolgenden Seiten vorgestellt. Großer Beliebtheit erfreuten sich in den 70er Jahren die Volksmärsche, vor allem die Dreikönigswanderungen. Tausende von Besuchern konnten jeweils empfangen werden. Nachdem jedoch Anfang der 80er Jahre der Zuspruch nachließ und der Ertrag in keinem Verhältnis mehr zum personellen und finanziellen Aufwand stand, trennte sich der TSV im Jahre 1984 von der Volksmarschgruppe, die sich daraufhin selbständig machte.
1976 richtete der TSV im Stadion Gorheimer Allee das 82. Gauturnfest aus. Vom 9. -16. Juni 1979 wurde in würdigem Rahmen das 60jährige Vereinsjubiläum begangen. Mit einem attraktiven Rahmenprogramm wurden die Besucher unterhalten. Im Jahre 1982 wurde das Gaualterstreffen mangels geeigneter Sportstätten in Laiz im Stadion Gorheimer Allee durchgeführt. Nachdem seit dem Jahre 1991 die Schulsporthalle und seit 1993 die Außensportanlagen bei der Schule vom TSV mitbenutzt werden können, sind die Engpässe bei der Bereitstellung von Übungsstätten weitgehend behoben.
Neben rein sportlichen Veranstaltungen sieht sich der TSV als größter Laizer Verein - von 1969 stieg die Zahl der Mitglieder von ca. 250 auf derzeit ca. 800 - auch dem öffentlichen Leben verpflichtet. So beteiligt sich der TSV jährlich mit einer Fahnenabordnung an der würdigen Gestaltung der Feier am Volkstrauertag. An den bisher durchgeführten Dorffesten war der TSV jeweils mit einem Stand vertreten. Im Turnus mit dem FC Laiz bewirtet der TSV alle 2 Jahre die Turn- und Festhalle an der Fastnacht. Ohne die Einnahmen aus der Bewirtung könnten die vielfältigen Ausgaben zur Unterhaltung des Sportbetriebes nicht mehr aufgebracht werden, das heißt, die Beiträge müssten drastisch erhöht werden.
Bei der Hauptversammlung im Jahre 1992 wurde die Ergänzung der Satzung um eine Jugendordnung beschlossen. Mit dieser Jugendordnung sollen die Jugendlichen zu selbstverantwortlichem Handeln angeleitet werden. Im gleichen Jahr wurde in der Gründungsversammlung von den Jugendlichen des TSV Marion Bermann zur Jugendleiterin gewählt.
Wenn der Verein im Jahr seines 75jährigen Bestehens stolz sein kann auf sein vielfältiges Angebot und seine große Akzeptanz in der Öffentlichkeit, so darf nicht übersehen werden, dass dies die Leistung einer immer kleiner werdenden Zahl von Mitgliedern ist, die bereit ist, Freizeit für ehrenamtliche Tätigkeiten zu opfern. Oft werden sie sogar von denen, die die Angebote des Vereins gerne in Anspruch nehmen, als "Vereinsmeier" belächelt. Trotzdem darf man zuversichtlich sein, dass trotz des "modernen Zeitgeistes" weiterhin ein harter Kern von Mitgliedern sich dem Verein verpflichtet fühlt und Funktionen übernimmt. Den bisherigen und künftigen Funktionären wird deshalb an dieser Stelle ganz ausdrücklich gedankt.